Stachelhalsband oder der Dicke
19. 05. 2018 ||| Stachelhalsband oder der Dicke ist kein Witz, sondern ein Schicksal!
Da ich letzte Woche Frauchen mal wieder zur Hundeschule an der Leine hinter mir her gezogen habe, hat uns die Trainerin geschlagene 45 Minuten lang stehen bzw. ablegen lassen, während alle anderen Hunde ihre Übungen machen durften, weil sie meinte, ich fahre mit Frauchen zu viel Schlitten. [ Ich schwöre! Es lag gar kein Schnee und ich habe nur ein ganz klein bisschen an der Leine gezogen. Was kann ich dafür, dass ich schon fast halb so viel wiege wie sie?! ]
Am Ende der Stunde durften wir dann ein wenig mitmachen, aber die Trainerin sagte, Frauchen solle ein Stachelhalsband besorgen, was Herrchen hinterher zu der Frage führte, wie die wohl Killerwale trainieren würde? Stacheldrahtzaun oder das Übungsbecken unter Strom setzen?
So durfte dann also "Der Dicke" ran, musste als Gegengewicht an die Leine zum Hundetraining.
Zunächst bekam er einen Vortrag über die Futterhand, die er nicht kannte. Er behauptete zwar, dass er schon drei Hunde ohne dauerndes Leckerli hineinschieben erzogen hatte, aber er musste die Futterhand lernen. Dann aber durfte ich ganz sensationeller Weise als Erster zum Spielen auf die Wiese und bekam den ehemals dicken, kleinen Hasso als Spielgefährten. Das ging ganz gut, er dachte zwar, er könnte aufmüpfig sein, aber ein altdeutscher Schäferhund lässt sich von so einem Schäferhund ganz ohne Adjektiven nichts vormachen.
Nach zehn Mintuen dann die zweite Überraschung: Herrchen und ich mussten alle Übungen als Erste gehen, vormachen. Wenn die Trainerin nun dachte, dass uns das völlig aus der Bahn werfen würde, dann hatte sie sich getäuscht. Mir hat es Spaß gemacht, mich mal halbwegs gescheit zu benehmen, und Herrchen habe ich das mit der Futterhand auch einigermaßen beigebracht bekommen. Auf jeden Fall haben wir nicht das schlechteste Paar abgegeben -auch ohne Stachelhalsband!
Natürlich habe ich beim Fußgehen auch bei ihm an der Leine gezogen, aber der Kerl wackelt nicht einmal. Im Gegenteil, der zieht mich so zurück, dass meine Vorderläufe in der Luft tanzen müssen. Die Kinderübungen wie Tunnelgehen und über den Laufsteg rennen habe ich natürlich mit Bravour bestanden. Habe mich sogar recht langsam auf den Laufsteg begeben, bin mittig sitzen geblieben und habe auch Platz gemacht. Die Trainerin durfte an mir herum tatschen und trotzdem bin ich nicht fluchtartig runter gerannt.
Zuhause gab es den Ochsenziemer, glücklicherweise nicht als Strafe, sondern als Belohnung. Und für Herrchen die Nachricht: ab jetzt gehst du mit ihm zum Hundeplatz.
Übrigens: Wenn wir spazieren gehen, laufe ich jetzt meist ohne Leine; ich komme, wenn ich kommen soll; ich gehe bei Fuß, wenn ich bei Fuß gehen soll; ich lege mich hin, wenn ich Platz machen und warten soll. Und um Pferdeäpfel und andere Leckereien auf der Straße mache ich selbstständig einen kleinen Bogen, bevor hinter mir das Geschrei "NEIN" los geht.
Hundeplatz im Mai
Schöner Hund
11. 06. 2018 ||| Aufregende Tage liegen hinter mir, aber die Nächte waren auch nicht ohne.
Es fing damit an, dass es um fünf Uhr morgens ganz laut knallte, die Fenster bebten, aber meine Leute taten so, als sei ein solches Gewitter das Normalste der Welt. Herrchen war allerdings weniger begeistert, als er merkte, dass das Netzwerk und die Telefonanlage tot waren; ein Blitz hatte die DSL-Leitung getroffen. Trotzdem wurde ich am Morgen ins Auto gepackt und bis an die Ostsee verfrachtet.
In Binz bezogen wir ein schönes Appartment am Schmachter See. Gleich beim ersten Spaziergang auf der Schmachter Seepromenade sagte ein Passant: Ein schöner Hund! Das ging nicht nur mir runter wie Öl.
Weil uns mehrere Freunde die Strandhalle in Binz als Restaurant empfohlen hatten, gingen wir gleich einmal hin. Auf deren Website steht: Wohlerzogene Hunde sind bei uns herzlich willkommen! Ich war gespannt und dann unheimlich positiv überrascht, denn erstens bekamen wir einen tollen Tisch, wo ich meine eigene Ecke hatte, ich bekam eine Wasserschale, noch bevor Bier und Wein serviert wurde, und ich bekam eine leckere Knabberstange überreicht mit den Worten: Ein schöner Hund. Klar, dass wir öfter dort waren.
In den folgenden Tage gab es viele Ausflüge bei bestem Sommerwetter. Weil noch nicht so viele Leute in Prora waren, durfte ich frei am Strand laufen, während sich meine Menschen für die kilometerlangen NS-Protzbauten im KdF-Seebad interessierten, die jetzt zu Euro-Protzbauten umgebaut werden, nachdem die Nationale Volksarmee der DDR und danach die Bundeswehr keinen Spaß mehr daran hatten, dort Krieg zu üben.
Bei Sassnitz haben wir uns die Kreidefelsen angeschaut und alle weisse Pfoten geholt. Während ich mir die Pfoten im Wasser wieder sauber laufen konnte, mussten meine Leute die Schuhe wechseln, um nicht das ganze Auto auch noch weiss zu gestalten.
Damit ich lerne, ruhig liegen zu bleiben, wenn viele Menschen und andere Hunde an mir vorbeilaufen, musste ich auf der Binzer Strandpromenade [ gefühlt ] stundenlang still liegen bleiben, selbst wenn alte oder junge Leute auf uns zugingen und sagten: Ein schöner Hund.
Ein letzter Ausflug ging ans Kap Arkona. Auf dem Weg ins Fischerdorf Vitt fanden wir ein Mohnfeld, das viel eindrucksvoller war als die Leuchttürme, auf die ich gar nicht hinaufsteigen durfte.
Nur einmal haben mich die Leute blöd angeschaut und gelacht: Es gab ein Jazz- bzw. Blueskonzert im Kurpark und ich war hibbelig und wollte mitsingen. Da hat mich Herrchen auf den Schoß genommen und ich war -wie immer- sofort ruhig. Und von irgendwoher kamen die Worte: Ein schöner Hund.
In Binz beginnz
Das Pubertier
18. 06. 2018 ||| Nun hat die Pubertät wohl voll zugeschlagen und sich so schwer auf meine Nase gelegt, dass ich sie nur noch wenige Millimeter über den Asphalt halten kann. Hab ich vor dem Urlaub noch ein gutes Tempo vorgelegt, wenn wir in den Park gegangen sind, so hänge ich nun ganz schön zurück, weil es so viel zu erschnüffeln gibt, dass ich mit meinem Menschen einfach nicht mithalten kann.
Und auch auf dem Hundeübungsplatz bin ich wieder in die Kategorie Stachelhalsband zurückgerutscht, weil ich mich einfach nicht auf Herrchen konzentrieren kann/will. Die Ausrede, ich sei viel besser, wenn ich -wie beim letzten Mal- erst toben darf und dann arbeiten muss, lassen die Hundetrainer nicht gelten. Herrchen soll sich interessantere Leckerli suchen und mir damit vor der Nase herumfuchteln oder ein Bällchen mitbringen, das ich unheimlich liebe; das soll die Bindung verstärken.
Wenn ich sitze oder liege, kann mich kein hampelnder Trainer, fliegender Reifen oder die Schüsse vom Nebenplatz irritieren, aber wenn ich bei Fuß gehen soll, dann interessieren mich die anderen Hunde am meisten, denn wegen des gemeinsamen Tobens komme ich so gerne her, nicht um Herrchen das Freilaufen in Achten beizubringen.
Heute hat Herrchen es beim Spaziergang durch den Park und die Stadt mit Flüstern versucht; hat schon bei seinen Schülern gut geklappt, und ich bin auch darauf reingefallen, hab meine Ohren fast ununterbrochen nach hinten gespitzt und hab -meines Wissens- keinen Befehl verpennt.
Einzelstunde
25. 06. 2018 ||| Die letzte Stunde in der Hundeschule war anstrengend für Herrchen und für mich; wir waren nämlich nur zwei Hunde, ein ganz kleiner und ich. Da der Kurze auf keinen Fall liegen bleiben mag, wenn er Platz machen soll, und sein Herrchen schon so weit konditioniert hat, dass er für jedes schnelle Aufstehen und anschließendes widerwilliges Hinlegen ein Leckerli bekommt, hatten die beiden eine Stunde lang Yoyo-Spielen angesagt.
Herrchen hat bei der strengen Trainerin offenbar punkten können, weil er sich von mir nicht auf den Platz ziehen ließ, sondern nach jedem Schritt "Fuß" rief und mich zurückpfiff, bis ich mich hingesetzt hatte. Das dauerte zwar länger als sonst, brachte ihm aber ein Lob. -Verdammt!- Danach wurde mein Halsband noch einen Tick enger geschnallt und dann musste ich eine Stunde lang im Wechsel ablegen oder bei Fuß gehen.
Und die Trainerin hatte noch mehr Sachen gegen mich auf Lager, nur weil Herrchen nicht die Leckerli findet, die mich so süchtig machen, dass ich nur noch Futterhand sehen, riechen, folgen kann.
Immer wenn ich nach links geschaut habe, was der kleine Hund da üben muss, ist Herrchen mit einem Ruck an der Leine scharf nach rechts abgebogen; immer wenn ich die Nase auf den Boden gesenkt habe, um noch ein verlorenes Leckerli oder sonst eine Geruchsspur zu finden, hat er eine abrupte Linksdrehung gemacht und mir dabei mit dem Fuß gegen den Kopf gestoßen.- Wäre ich ein Fußballer auf der gerade laufenden Weltmeisterschaft, wäre ich sicherlich schon bei der ersten Berührung jaulend zusammengebrochen und hätte mich vier Minuten lang wiederbeleben lassen müssen, aber so ein altdeutscher Schäferhund hat schon seinen eigenen Schädel -und der ist hart. Natürlich hat mich Herrchen nie richtig getreten, aber immer gerade so berührt, dass es störend war. Nach fünfzig Minuten hatte ich eine Idee: an der lockeren Leine neben ihm herlaufen ging völlig problemlos. Und ich hatte plötzlich sogar Zeit, mal nach seiner Futterhand zu schauen, ob er nicht vielleicht doch etwas anbieten könnte. Und siehe da: Konditionierung funktioniert: er hat tatsächlich ein paar Leckerli in die Hand genommen und herausgerückt.
Und so habe ich in dieser Stunde endlich gelernt, wie ich Herrchen zum Leckerlifüttern bekommen kann.