Kein Wunder, dass ich unheimlich auf Frauchen fixiert scheine, ist sie doch die Aktive, die immer etwas mit mir unternimmt, während Herrchen einfach nur Tag und Nacht da ist.

Bis Mitte dieses Monats. Da ist er einfach morgens verschwunden, als wollte er kurz einkaufen gehen. Aber dann ist er zwei Tage lang nicht zurück gekommen. Das hat mich dann doch schon ganz arg irritiert. Und so hat Frauchen zum ersten Mal gesehen, wie ich Stunden lang hinter der Haustür liege und warte. Wenn das Rudel zusammen ist, liege ich nie hinter der Haustür! Wozu auch, dann ist die Welt ja in Ordnung.

Als Herrchens Auto endlich wieder auf das Grundstück einbog, habe ich mich lautstark gefreut. Ich hab so laut gesungen, wie ich es sonst nur tue, wenn die Straßenbahn auf den Schienen quietscht. Der eingebildete Pinsel hat aber erst Frauchen umarmt und sein Gepäck vor die Tür gestellt, bevor er mit mir in der Auffahrt herumgetobt ist.

Die folgenden Tage war ich etwas verunsichert, wer nun als nächstes vielleicht länger verschwinden könnte, aber inzwischen geht alles wieder seinen sozialistischen Gang oder wie der Engänder sagt: business as usual.

Wie jedes Jahr um diese Jahreszeit darf ich anschließend mit auf den Weihnachtsmarkt, wo mein Rudel an immer demselben Stand einen Rotweinglühwein trinkt. In diesem Jahr finden sie ihn aber beide zu süß. Sie werden also noch einen in den nächsten Wochen auf dem Bad Godesberger Weihnachsmarkt trinken müssen, wo der Glühwein noch mit Rum veredelt wird.

Und sicher werden sie auf dem Bonner Weihnachtsmarkt einmal Fish'n'Chips essen gehen. Das kenne ich schon.

23. 12. 2019  |||  Frauchen hat sich Urlaub genommen, so dass wir die Feiertage ohne Wecker ausschlafen könnten. Leider muss ich noch ein wenig an meiner inneren Uhr drehen oder mehr Vertrauen in Technik gewinnen, denn noch wache ich pünktlichst auf und wecke meine Meute; man weiß ja nie, ob so ein Wecker wirklich nicht läuten sollte.

Die Weihnachtsmärkte haben wir ordnungsgemäß abgeklappert: Roter Glühwein mit Rum in Bad Godesberg, sehr gut -wie immer, Fish'n'Chips in Bonn ist nicht mehr das, was es mal war und wird wohl von der To-do-Liste-2020 gestrichen, Rotweinglühwein in Ahrweiler, gut, Rostbratwürstchen und Rotweinglühwein in Rheinbach so gut wie jedes Jahr und Rotweinglühwein in Bad Münstereifel, vielleicht der absolut beste in diesem Jahr. Was hab ich davon gehabt? Viele Menschen auf engem Raum und ein immer wieder kehrendes NEIN, wenn ich mal ein Wurstende oder Brotstück auf dem Pflaster entdeckt habe! Das soll mich in weihnachtlicher Vorfeude aufleben lassen!?

Richtig aufleben lässt mich die Tatsche, dass Frauchen nicht müde wird, das Internet nach neuen Hundetricks zu durchsuchen und damit unsere allabendliche Zirkusvorstellung immer länger wird. Manche, der neuen Tricks sind kinderleicht: "Rum" zum Beispiel konnte ich sofort, einfach so schnell wie möglich so eng wie möglich eine Runde um Frauchens Beine herumrennen und sitzen. Andere waren schwieriger zu lernen, zum Beispiel CrissCross. Da muss ich einmal die linke Pfote quer über die rechte legen bzw andersherum die rechte einmal über die linke; da kommt man auch schon mal durcheinander. Aber wenn Frauchen mal bei der Reihenfolge der Tricks durcheinander kommt, dann helfe ich ihr; ich weiß genau, wann und wo welcher Trick kommt, wann ich über den Bibliothekstritt rüberspringen muss und wann darauf sitzen oder auch stehen. Aber ich muss zugeben, Frauchen ist auch fast perfekt im Einhalten der richtigen Reihenfolge.

Herrchen ist weiterhin eine faule Socke. Meist beachtet er mich kaum und dann sind wir draußen und er spielt den Chef mit und ohne Leine. Aber ich mag ihn trotzdem.